Entscheidend ist die Transport Visibility in der Lieferkette

Ganz gleich, ob es nun auf Coronamaßnahmen oder den Brexit zurückzuführen ist: Im vergangenen Jahr waren Spediteure vielfach mit großen Verzögerungen an EU-Binnengrenzen konfrontiert. Dies hat nicht nur Folgen für Transportunternehmen und ihre direkten Auftraggeber, sondern für die komplette Lieferkette, in der sie tätig sind. Die Unternehmen, die Ankunftszeiten von Lkw im Griff haben, zählen zu den Gewinnern.

Mitte Februar 2021 bildeten sich plötzlich kilometerlange Staus an den Grenzen in Mitteleuropa. Der Grund war die Entscheidung der deutschen Regierung, Fahrer aus Tschechien, der Slowakei und Tirol nur einreisen zu lassen, wenn sie einen negativen Coronatest vorweisen konnten. Als Reaktion darauf, entschied die österreichische Regierung, Fahrer ohne negatives Testergebnis bereits an der italienischen Grenze aufzuhalten. Dies hatte zur Folge, dass Hunderte von Fahrern stundenlang nicht weiterfahren konnten und ihre Planer ratlos waren. Wie in aller Welt sollten sie es schaffen, die Sendungen noch fristgerecht zum Zielort zu transportieren?

Störungsanfällig

Dieser Vorfall ist leider kein Einzelfall mehr. In Erinnerung geblieben sind auch die kilometerlangen Staus im März 2020, vereinzelt mit einer Länge von 60 Kilometern und mehr. Viele europäische Länder schlossen damals ihre Grenzen in der Hoffnung, damit auch das Coronavirus aufhalten zu können. Zu Jahresanfang führte der Brexit zu Verzögerungen an den Grenzen zum Vereinigten Königreich. Insbesondere die Wartezeiten an den Fähren können sich im Vereinigten Königreich schnell summieren.

Dies führt nicht nur zu Transportverzögerungen, sondern auch zu Störungen in der ganzen Lieferkette. Beispiele sind Industrieunternehmen, die ihre Produktion aus Mangel an Rohstoffen oder Teilen stilllegen müssen. Denn zur Einsparung von Kosten haben diese Unternehmen immer mehr Pufferbestände aus der Lieferkette gestrichen und Just-in-time-Lieferung zur Norm erhoben. So wurde die Lieferkette schlanker und wendiger, aber auch störungsanfälliger.

Visibility ist wichtiger denn je

Im vergangenen Jahr brachten erst das Coronavirus und dann der Brexit diese Anfälligkeit ans Licht. Was vielen Unternehmen zum Verhängnis wurde, ist ihr begrenzter Einblick in die Lieferkette. Viele Störungen kündigen sich bereits in einem frühen Stadium an, doch dauert es lange, bis diese Signale die Planer und Entscheider in der Lieferkette erreichen. So bleiben Störungen zu lange unbemerkt und es bleibt kaum bis keine Zeit für proaktives Eingreifen. Bis Planer und Entscheider von Störungen erfahren, sind die eingegangenen Informationen bereits veraltet.

Aufschlussreich ist eine Kurzumfrage vom März 2020 von Supply Chain Movement. Nicht weniger als die Hälfte der 142 befragten Produktionsbetriebe kämpfte mit Problemen beim Transport zu den Kunden. Kein Wunder, dass drei Monate später 40 Prozent der Produktionsbetriebe in einer Umfrage desselben Fachmediums angaben, in Visibility-Software investieren zu wollen. Der Bedarf an Transport Visibility ist größer denn je. Doch was genau ist Transport Visibility?

Datenaustausch in Echtzeit

Bei Transport Visibility geht es in erster Linie um den Austausch von Daten zum Status von Sendungen. Wo befindet sich der Lkw mit der Sendung gerade? Fährt er wie geplant oder droht eine Verspätung? Telematiksysteme geben in Echtzeit Aufschluss über die geographische Position von Lkw. Auf Grundlage dieser Informationen lässt sich unter Berücksichtigung historischer und aktueller Verkehrsdaten und gegebenenfalls auch der Wettervorhersage die voraussichtliche Ankunftszeit (estimated time of arrival) berechnen.

Digitalisierung bietet die Möglichkeit eines Austauschs dieser Daten in Echtzeit mit allen relevanten Beteiligten in der Lieferkette, das heißt nicht nur den Planern des Transportunternehmens, sondern auch dem Logistikdienstleister, der es beauftragt hat, dem Verlader, für den dieser Dienstleister die Fahrt übernimmt und dem Kunden des Verladers, für den die Sendung bestimmt ist. Danach gilt es, die Daten in sinnvolle Informationen zu übertragen. Der Kunde des Verladers möchte wahrscheinlich nur informiert werden, wenn die voraussichtliche Ankunftszeit von der geplanten abweicht.

Prognose zu Wartezeiten

Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass in Notsituationen mehr Informationen benötigt werden als nur die geographische Position des eigenen Lkws. Denn Telematiksysteme geben keinen Aufschluss darüber, wie lange der Lkw noch an der Grenze oder Fähre warten muss. Erst am Ende kann der Planer oder die Planerin die betreffenden Informationen erteilen, doch sind diese dann veraltet. Die gestrige Wartezeit sagt nichts über die heutige aus.

Auch in diesem Fall ist Digitalisierung in Verbindung mit künstlicher Intelligenz die Lösung. Dies bietet die Möglichkeit, (anonymisierte) Daten aller Lkw zur Berechnung von Wartezeiten zu nutzen und zwar nicht ausschließlich die Daten eigener Lkw, sondern auch die Tausender anderer, wobei nicht nur die gestrigen Wartezeiten, sondern auch die heutigen, auf Grundlage der Daten von Lkw, die gerade die Warteschlange hinter sich gebracht haben.

Corona- und Brexit-Dashboard von Sixfold - LKW-Grenz- und Seeüberquerungszeiten

Die interaktive Karte von Sixfold, dem zu Transporeon gehörenden führenden Anbieter von Real Time Visibility, basiert auf dieser Idee. Kurz nach der Abriegelung großer Teile Europas im März 2020 wurde dieses Dashboard auf Basis der Daten Zehntausender mit der Visibility-Plattform von Sixfold verbundener Lkw entwickelt. Das kostenlose Dashboard, auf das alle zugreifen können, lieferte zuverlässige Informationen über Verzögerungen an den verschiedenen Grenzübergängen und die Entwicklungen in Echtzeit. Unternehmen aus ganz Europa nutzten diese Karte bei schwerwiegenden Störungen für die Prognose von Ankunftszeiten und ein effizientes Management ihrer Transporte.

Das Gleiche geschah Anfang dieses Jahres beim Brexit-Dashboard von Sixfold, das auf den Frachtverkehr ins Vereinigte Königreich und aus dem Vereinigten Königreich ausgerichtet ist. Als damals der Brexit enorme Verkehrsverzögerungen verursachte, benötigten Unternehmen Transparenz über die Vorgänge in ihrer Zulieferkette. Auch Trimble hatte Informationen von Sixfold ins Kartenmaterial von Trimble Maps aufgenommen, das Tag für Tag Planende in Hunderten von Transportunternehmen nutzen.

Bewegen Sie etwas

Dank dieser ergänzenden Angaben im Dashboard verfügen die Planer/Disponenten über alle Informationen, die sie benötigen um Verzögerungen auf ein Minimum zu beschränken. Sie sehen auf einen Blick die Auswirkungen auf die Planumsetzung und ob sich Planänderungen lohnen. Ihnen stehen alle Daten zur Verfügung um Partnern in der Kette unterstützende Informationen zu Ankunftszeiten zu erteilen. Wer dazu in der Lage ist, kann in der Lieferkette etwas bewegen.