Transport Management Lösungen: „Der Trend geht klar zu spezialisierten Anwendungen“

Prof. Dr. Franz Vallée, Sprecher des Vorstands des Instituts für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD) an der Fachhochschule Münster und Gründer der VuP GmbH, Vallée und Partner, Logistik- und IT-Beratung im Gespräch über die Zukunft der Logistik und wie Unternehmen ihr Flottenmanagement schon heute darauf vorbereiten können.

Wie gestaltet sich aus Ihrer Sicht derzeit das Marktumfeld für Transport- und Logistikunternehmen?

Dienstleister stehen aktuell vor zwei großen Herausforderungen: Sie müssen schneller und transparenter werden. Der Druck kommt von den Kunden, die Aufträge zügiger umgesetzt sehen wollen und die über die Abläufe besser informiert sein wollen. Zudem müssen Unternehmen agiler werden und damit meine ich einen Wandel im Denken, um Veränderungen schneller umzusetzen.

Prof Dr Franz Vallée

Was hindert Unternehmen daran, schneller und transparenter zu werden?

Oft ist es schlicht die Angst vor dem Scheitern eines IT-Projektes. Veränderungen kosten zunächst einmal Zeit und Geld. Bei beidem wird gerne gespart. Die Einführung neuer Lösungen muss von Mitarbeitern häufig zusätzlich zum Tagesgeschäft vorgenommen werden. Außerdem ist das Budget oft zu knapp kalkuliert, sodass der Investitionsrahmen schnell überschritten ist. Das führt dann nicht selten dazu, dass neue Lösungen nur unzureichend oder gar eingeführt werden.

Angesichts eines starken Wettbewerbsdrucks und sinkender Margen fragen sich derzeit viele Logistikdienstleister, ob sie überhaupt in neue Lösungen wie ein Telematiksystem oder eine Transport Management Software investieren sollten.

Aus meiner Sicht gibt es gerade bei einem engen Marktumfeld und knappen Margen keine andere Chance, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmen müssen sich immer die Frage stellen: Warum sollte sich ein Kunde für mich entscheiden? Heute erfolgt die Suche nach Anbietern oft im Internet. Das schafft eine nie dagewesene Transparenz. Geschäftsbeziehungen, die nur auf bestehenden Kontakten beruhen, werden auf Dauer keinen Bestand haben.

Was entgegnen sie kleinen und mittelständischen Unternehmen, die fürchten, bei der Digitalisierung gegen größeren Mitbewerber nicht bestehen zu können?

Dass sie sich täuschen. Gerade ihnen bietet sich durch die Digitalisierung eine historische Chance. Die Organisationsstrukturen von kleinen und mittelständischen Unternehmen sind in der Regel schlanker und sie sind daher viel flexibler als große Konzerne. Diesen Vorteil können sie nutzen, um Veränderungen schneller und umfassender umzusetzen.

Was sind derzeit die wichtigsten Trends bei der Digitalisierung?

Zum einen neigt sich die Zeit der großen, monolithischen Systeme ihrem Ende zu. Der Trend geht klar zu spezialisierten Anwendungen. Zum anderen kommen immer häufiger cloudbasierte Lösungen zum Einsatz. Eigene Programme zu entwickeln, lohnt sich für Unternehmen dagegen immer seltener.

Welche Rolle spielt der Fahrer bei der Digitalisierung?

Ohne die Mitwirkung des Fahrers kann die Digitalisierung bei Transport- und Logistikunternehmen nicht gelingen. Daher muss er bei den Veränderungsprozessen mitgenommen werden. Der Sinn und die Vorteile der Maßnahmen sind dem Fahrer gegenüber zu erläutern. Bei der Anschaffung neuer Lösungen sollte auf eine möglichst große Benutzerfreundlichkeit geachtet werden und durch Schulungen sollte der Fahrer in die Lage versetzt werden, diese dann auch tatsächlich nutzen zu können.

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Arbeit der Disposition?

Noch stärker als beim Fahrer ist bei der Disposition mit einer Veränderung des Berufsbilds zu rechnen. Immer mehr Aufgaben können künftig von der IT übernommen werden. Die Aufgabe des Disponenten wird sich immer stärker darauf konzentrieren, mit seinem Erfahrungswissen berechnete Vorschläge anzunehmen, zu bearbeiten oder abzulehnen.

Wohin wird sich die Logistik in den kommenden Jahrzehnten entwickeln?

Die Entwicklungen, die wir derzeit beobachten, werden sich fortsetzen und weiter beschleunigen. Das gilt insbesondere für die Digitalisierung und die mit ihr verbundenen Folgen wie die Automatisierung und Vernetzung. Wir neigen dazu, unsere Zeiten für besonders schnelllebig zu halten. Doch das technologische Wachstum verläuft exponentiell. Die Wahrheit ist: Wir werden nie wieder in so langsamen Zeiten leben.

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Digitalisierung

Über den Autor

Prof. Dr. Franz Vallée

Franz Vallée ist Professor an der Fachhochschule Münster und leitet den dortigen Masterstudiengang Logistik. Des Weiteren engagiert er sich als Regionalgruppensprecher der Bundesvereinigung für Logistik (BVL) in der Regionalgruppe Münster/Osnabrück.